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Boller Bähnle

»Boller Bähnle«, »Boller Mariele«, »Voralbbahn« – egal, welchen Namen man für die ehemalige Nebenbahn verwendet, hier ist die heute stillgelegte Strecke von Göppingen nach Bad Boll aus Schülerfahrgast- und Fotografensicht dokumentiert.


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Fotogralerie: Boller Bähnle in zwölf jahreszeitlichen Bildern.
Zu Beginn unternehmen wir ein Ausflug auf die ursprüngliche Darstellung in dieser Homepage, die das Boller Bähnle (ich bleibe bei meiner persönlich favorisierten Bezeichnung) in einer jahreszeitlich angelegten Galerie mit zwölf Aufnahmen dokumentiert. Der Personenverkehr wurde in den letzten Jahren mit sechs- und dreiteiligen Schienenbussen sowie einer lokbespannten Garnitur aus drei Silberlingen durchgeführt.




Daten und Zahlen: Zur Orientierung und Einordnung.
Die eingleisige Nebenbahn wurde am 30. Juni 1926 offiziell eröffnet, nachdem 1901 in Boll ein »Eisenbahnkomitee« für erste Planungen zur Bahnstrecke gegründet, sie 1913 bewilligt und durch den Ersten Weltkrieg weiter verzögert wurde. Fünfzig Minuten dauerte anfangs die Reise mit Dampfloks von Boll nach Göppingen, bis 1952 Schienenbusse eingesetzt wurden und schließlich die Zeit der Damploks 1965 vorbei war. Im Jahre 1972 dauerte die Fahrt noch 25 Minuten; ab 1975 wurde der Bahnbetrieb samstags ab dem Nachmittag sowie sonn- und feiertags eingestellt. Zum 27. Mai 1989 war dann Schluss. Die acht Bahnhöfe verteilten sich wie folgt:

 Bahn | Kür- | Name und Funktion der acht | Höhe  | Einwohner  | Bemerkung über den Zustand im Jahre 2013:
  km: | zel: | Stationen:                 | ü.NN: | 2012 (ca): |
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  0,0 | TGO  | Göppingen              Hbf | 315 m |     56.859 | Bahnhof mit Mastauslegern, Aufzügen / Unterführung, Gebäude 2010 modernisiert
  3,0 | TGH  | Göppingen-Holzheim     Bf  | 331 m |      3.160 | Bahnhof 1999 abgebrochen, heute eine trostlose Freifläche
  4,7 | TGSG | Göppingen-St.Gotthardt Hp  | 349 m |        500 | Wartehäuschen heute als Geräteschuppen genutzt
  5,7 | TGS  | Göppingen-Schlat       Bf  | 366 m |      2.100 | Bahnhof in Privatbesitz, Umfeld total verwarlost, zugewuchert
  7,4 | TESB | Eschenbach (Württ)     Hp  | 374 m |      2.184 | Wartehäuschen renoviert, Betreuung durch den Verein »Ein neuer Zug im Kreis«
  9,1 | THEG | Heiningen              Bf  | 386 m |      5.176 | Bahnhof 2001 abgebrochen, heute Supermarkt, geteerte Fläche mit Gleis
 10,9 | TDR  | Dürnau                 Bf  | 403 m |      2.081 | Bahnhof in Privatbesitz, vollkommen umgebaut
 12,2 | TBOL | Boll                   Bf  | 409 m |      5.201 | Bahnhof in Privatbesitz, umgebaut zu einem Hotel garni


Kosten und Fakten: 100% Inflation in 8½ Jahren.
Werfen wir einen Blick auf die Fahrkahrten einer neunjährigen Gymnasialzeit, die abgebildeten Fahrkahrten sind immer die, die eine Änderung im Preis zeigen:

Bild-Nr.: FK902_08760185.jpg

 Fahr-  | Preis | Dauer   | Preiserhöhungen
 karte: | [DM]: | [Mon.]: | jeweils | zu 08/76:
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  08/76 | 28,00 |       0 |   0,0 % |   100,0 %
  05/77 | 34,00 |       9 |  21,4 % |   121,4 %
  01/78 | 32,88 |       8 |  -3,4 % |   117,4 %
  04/79 | 35,18 |      15 |   7,0 % |   125,6 %
  03/80 | 36,71 |      11 |   1,4 % |   131,1 %
  01/81 | 39,76 |      10 |   4,3 % |   142,0 %
  07/81 | 44,35 |       6 |   8,3 % |   158,4 %
  02/82 | 49,71 |       7 |  12,1 % |   177,5 %
  09/84 | 54,29 |      31 |   9,2 % |   193,9 %
  01/85 | 55,06 |       4 |   1,4 % |   196,6 %

Anmerkung:
Eine wissenschaftliche Arbeit kann man aus diesen Daten sicher nicht machen. Aber ein eindeutiger Trend ist abzulesen und man darf feststellen, dass die Deutsche Bundesbahn in 8½ Jahren ihre Preise für Schülermonatskarten so gut wie verdoppelt hat. Hat denn damals deshalb niemand protestiert? Die Preise wurden für die Fahrkarten mit Bahnbusberechtigung (ab Januar 1978; daher die 17 km) linear auf 13 km zu Vergleichszwecken umgerechnet, es ergibt sich hieraus eine minimal Preisreduzierung. Die Preiserhöhung im Mai 1977 von 21,4% war sehr deftig. Ob es zwischen Februar 1982 und September 1984 keine Preiserhöhung gab, kann ich derzeit nicht mit Gewissheit sagen, da ich keinen Zugriff auf diese Fahrkarten habe, das werde ich allerdings noch ändern.


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Fotogalerie: Boller Bähnle Teil 2 – Zeitraum 1979 bis 1996.
Nach diesen Zeilen gönnen wir uns wieder bildhafte Eindrücke: Blick auf zwanzig weitere Bilder, die wiederum einen Bogen durch die vier Jahreszeiten beschreiben und –, darüber bin ich besonders glücklich, endlich ein paar Aufnahmen aus den 1970gern zeigt, so wie ich in den ersten Jahren auf und vom Weg zum Gymnasium ihre typischen Züge erlebte. Der Blick zurück, die Bahnhöfe und Haltepunkte haben jeder für sich eine eigene Geschichte. Lebhaftes Betriebsgeschehen lag für viele Ortschaften und Gegenden allerdings schon länger zurück. Trotzdem erleben wir noch einmal während einer virtuellen Fahrt von Göppingen nach Boll –, heute Bad Boll, in die Geschehnisse entlang der Strecke. Steigen Sie ein!


Bild-Nr.: kWFP8687KBS902.jpg

Ein Sommer- und ein Winterfahrplan der exKBS 902.
Montag bis Freitag waren zwölf Zugpaare auf der eingleisigen Nebenbahn unterwegs – zumindest zu meiner Schulzeit. Die ersten Zugpaare (Start 05:25 Uhr ab Göppingen) N 6651/2, 6655/6 und 6659/60 waren lokbespannt; nur um 06:51 Uhr startete eine sechsteilige Schienenbuseinheit als N 6653 nach Boll. Die lokbespannten Züge waren aus einer Kornwestheimer 212er, zwei Silberlingen und einem Silberling-Steuerwagen mit Gepäckbereich (zusammen ca. 250 Sitzplätze) gebildet. In den verkehrs­schwachen Zeiten waren es dreiteilige Schienenbuseinheiten (zusammen ca. 150 Sitzplätze). Es gab eine Zeit, in der alle Züge aus Schienenbussen (in der Regel aus den Baureihen 797/997/998) gebildet wurden. In den späten 1970ern und Anfang 1980 war das Mittagszugpaar 12:08 Uhr ab Göppingen lokbespannt, u. U. abends noch einige Zugpaare für die heimkehrenden Pendler? In dieser Zeit waren sie aus einem Gepäck- und mehreren Vorkriegseilzugwagen oder sechs Dreiachser-Umbauwagen zusammengestellt.

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Fotogalerie: Gästegalerie 16: Jost Datko – weitere zwanzig Bilder aus 1988 und 1989.

Jost Datko hat in den Jahren vor dem Aus mit dem Fahrrad ganz eigene Motive entdeckt: Willkommen in der Gästegalerie 16. Die letzten zwei Jahre nutzte Jost, um zahlreiche Bilder der roten Brummer anzufertigen. Meist bei gutem Wetter bestieg er das Fahrrad und ließ sich von den Reizen der Jahreszeiten zu besonderen Perspektiven inspirieren. Im Rückblick ist das Freude pur, weil dadruch heute in einem Archiv greif- und anfassbar schöne Bilder sind und die Jugendjahre nicht durch unzählige SMS mit zweifelhaft bis sinnentleertem Inhalt substanzlos verschwendet wurden.


Geplant: Wie erlebte man als Schüler die Bahn? War sie ein notwendiges Übel, um zur weiterführenden Schule in der Kreisstadt zu kommen, oder war sie mehr? War sie die letzte Gelegenheit, Hausaufgaben abzuschreiben, die anderen Reisenden zu ärgern oder unzählige Runden Skat zu dreschen? Weder das eine noch das andere, eher alles und noch etwas mehr…

Geplant: Wie war die Entwicklung seit der Einstellung des Personenverkehrs zum 28. Mai 1989, welche Zukunft hat die Strecke im 21. Jahrhundert?

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