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Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Hobby

Zweifelhafte Aktion der US-Militärpolizei:

Es war am 07. Mai 1988, mit einem Eisenbahn-Hobbykollegen wollte ich bei Gablingen die Übergabe nach Augsburg fotografieren. Eine Leistung der damals kurz vor der Ausmusterung stehenden Baureihe 194. Wir hatten uns auf einem Feldweg in der Nähe einer Straßenunterführung postiert. Es fanden sich weitere Eisenbahnfotografen mit demselben Vorhaben ein, soweit nichts Ungewöhnliches. Mittlerweile waren wir etwa fünfzehn Personen, die 194 042-8 sollte mit ihrer Übergabe demnächst kommen.

Sollte … wer da aber kam, war die amerikanische Militärpolizei (Wir befanden uns in der Nähe eines Militärgeländes –, Stichwort Abhöranlage Gablingen, was uns jedoch nicht direkt bewusst war, mit Maschinengewehren bewaffnet, kein deutsches Wort sprechend, dennoch fordernd und das sehr bestimmt: Erstens sei hier das Fotografieren verboten, zweitens würden sie unsere Filme beschlagnahmen. Soviel verstanden wir schnell. Schwieriger war es, obwohl inzwischen auch zwei deutsche Polizisten hinzukamen (der englischen Sprache nicht mächtig), den Amerikanern klarzumachen, dass wir, auf deutschem Boden – öffentlich frei zugänglich – das nicht akzeptieren wollten und keinesfalls bereit wären, unsere Filme herauszugeben.

Zur bedeutungslosen Nebensächlichkeit geworden, heulte die begehrte 194 mit ihrem kurzen Güterzüglein vorbei, einige knipsten sie noch schnell, andere waren von den Ereignissen zu abgelenkt, um fotografieren zu können. Das Ende vom Lied: Ich fotografierte noch schnell die Amerikaner in Aktion, dann wurden unsere Filme eingesammelt und wir mussten ein Formular mit Adressangaben zwecks späterer Zusendung der Filme ausfüllen. Die offensichtlich völlig überforderten deutschen Polizisten wollten und konnten(?) dagegen nichts unternehmen. Betreten, geschockt und etwas verstört zogen wir von dannen.

Wochen später hörte ich über einen Eisenbahnfreund, dass im Gablinger Polizeirevier unsere Filme herumliegen würden, jeder könnte kommen und aus dem Durcheinander seine entwickelten Filme abholen. Ich reagierte umgehend mit einem bitterbösen Beschwerdebrief an das Revier in Gablingen. Kurze Zeit später kam ein Anruf von der Kriminalpolizei in Göppingen, wo ich meine Filme unter telefonisch nicht näher bezeichneten Auflagen ausgehändigt bekommen würde. Mit einem komischen Gefühl fuhr ich also zur Kripo, durfte nach einer schriftlich abgegebenen Versicherung, keine rechtlichen Schritte wegen dieser tatsächlich völlig unrechtmäßigen Aktion gegen das US-Militär zu unternehmen, meine Filme schließlich in Empfang nehmen. Es fehlten die SW-Negative von der Beschlagnahmeaktion und die Aufnahmen aus dem Kontaktabzug waren herausgeschnitten. Ein hilfloser Kriminalbeamter bedauerte zwar den Vorfall, konnte und wollte(?) daran aber auch nichts ändern. Soviel zur »besetzten« BRD anno 1987.

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194 042-8, die mit den üblen, gummigefassten Fenstern, schon ihres Schildes beraubt und mit hilfsweise aufgesprühtem »Ersatznummernschild« zieht unbeirrt mit Üg 69203 nach Augsburg am gesamten Tumult vorbei… wenigstens dieses Bild haben sie mir gelassen. Ob es das wert war? Wer genau hinsieht, der erkennt am rechten Bildrand etwa in der Mitte ein Fähnlein wehen – also von wegen großartig militärische Gebäude und Anlagen mit im Bild.

Dein Freund und Helfer als Motivberater:

Einige Jahre später, ich stehe in einer Wiese bei Reichenbach (Fils), etwa 15 Meter von den Bahngleisen entfernt, als ein Streifenwagen der Polizei mit Blaulicht angefahren kommt. Zwei Beamte springen aus dem Wagen auf mich zu, dabei überqueren sie ohne sich gewissenhaft umzusehen(!) die zwei Gleise der Hauptstrecke. Bei mir angekommen, halten sie erst einmal etwas Abstand – ich muss sehr erschrocken ausgeschaut haben…

"Was machen Sie da?" fragt einer der Polizisten.
"Ich … fotografiere Eisenbahnen!" antworte ich herzklopfend.
"Eisenbahnen?" frägt der andere Polizist, so nach dem Motto 'geht denn das überhaupt'. "Können Sie sich ausweisen?"
"Ja" sage ich und gebe dem Staatsdiener meinen grauen Ausweis. Er geht zum Streifenwagen und kontrolliert ihn, nach einigen Minuten ist er zurück und gibt ihn mir wieder.
"Ja, ähhh, alles in Ordnung!", offensichtlich keine Suizidgefahr… "Vielleicht ist es hier etwas ungeschickt zu fotografieren, von da vorne ist es bestimmt besser!" meint er verlegen.
"Na, da ist eben das Motiv nichts, deshalb stehe ich ja hier!"

Nett, Motivberatung durch deinen Freund und Helfer denk' ich mir und bin froh, dass die beiden gehen.

Liebevolle Betreuung am Bahndamm:

Es sind ganz andere Erlebnisse denkbar –, und sie kommen sogar im wahren Eisenbahn-Fotografenleben vor! Zum Beispiel in Salach (Württ) beim Bahnwärterhäuschen. Eine liebe, ältere Dame bewohnt dieses und sie hat ein Herz für Eisenbahn-Hobbyfotografen. Ein lustiges Schwätzle ist Standard, Leiterverleih ist möglich, eine Verköstigung im Spätsommer mit köstlichen Weintrauben aus eigenem Anbau ist keine Seltenheit. Möge sie immer auf anständige Hobbykollegen treffen, damit ich mir nichts anhören muss, wenn ich das nächste Mal wieder am Kilometer 49,4 stehe.

Letzte Änderung: 21.10.2001

 
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